Bedeutende Sammlung von Handschriften kommt nach Basel

    Die Comites Latentes umfassen 212 Handschriften, die einen Zeitraum vom 6. bis ins 20. Jahrhundert abdecken. In den 1960er Jahren begann Sion Segre Amar (1910 – 2003) Handschriften unter anderem bei Sotheby’s in London zu erwerben. Die heutigen Eigentümer der Handschriften haben einen persönlichen Bezug zu Basel, weshalb die Sammlung als Leihgabe an das Historische Museum Basel gelangt.

    (Bilder: Historisches Museum Basel) Leonardo Bruni (1370-1444)

    In den 1960er Jahren begann der italienische Autor Sion Segre Amar (1910–2003) Handschriften bei Sotheby’s in London zu erwerben. Über die Jahre entstand die Sammlung, die heute als Comites Latentes bekannt ist. Er nannte seine Sammlung Comites Latentes, also versteckte Begleiter, weil er gewisse Exemplare immer mit sich trug, auch auf seinen Reisen. Seit 1977 wird die Sammlung in der Bibliothèque de Genève aufbewahrt, wo sie von Forscherinnen und Forschern untersucht und publiziert wurde. Die Sammlung umfasst 212 Handschriften, die einen Zeitraum vom 6. bis 20. Jahrhundert abdecken, die Mehrheit stammt aus dem Mittelalter, darunter 98 religiöse Handschriften, 47 profane Literatur und 67 Fragmente mit Buchmalerei. Für die Sammlung gibt es kein thematisches Kriterium, sie umfasst Gebetsbücher, religiöse, literarische, administrative und juristische Texte. Viele Handschriften stammen aus Italien oder Frankreich und sind auf Lateinisch verfasst, es gibt aber auch hebräische und griechische Texte sowie kleine Tafeln mit Keilschrift. Nach seinem Tod 2003 erbten seine Kinder Margherita Segre Amar und Emanuel Segre Amar die Sammlung und gründeten 2018 die Comites Latentes Società Semplice. Der historische Wert dieser Sammlung ist unermesslich. Umso mehr bedarf es weiterhin eines professionellen Umgangs mit der Sammlung in der Weiterführung der konservatorischen Arbeiten der Bibliothèque de Genève.

    Sammlung Schritt für Schritt digitalisieren
    Die Eigentümer wünschen sich, dass die Sammlung erforscht und einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Die Universitätsbibliothek Basel hat mit dem Handschriften-Lesesaal die idealen Räumlichkeiten für Forscherinnen und Forscher, die Handschriften unter den üblichen Sicherheitsvorkehrungen ab Frühsommer 2022 einsehen zu können. Deshalb werden die Handschriften in der Universitätsbibliothek aufbewahrt. Es ist geplant, die Sammlung Schritt für Schritt zu digitalisieren und im Internet zur Verfügung zu stellen. Erste Handschriften der Comites Latentes wurden bereits auf Initiative der Bibliothèque de Genève digitalisiert und auf dem Portal e-codices veröffentlicht.

    Lateinisches Stundenbuch

    Forschungsprojekte zwischen der Universität Basel, dem Historischen Museum Basel und weiteren Forschern sollen die Handschriften untersuchen und die Resultate der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Die Ergebnisse können als Ausstellung im Historischen Museum vermittelt werden. So spielen die Kompetenzen und Synergien der beiden Partner im Einsatz für die Sammlung perfekt zusammen. Das Historische Museum Basel und die Universitätsbibliothek Basel sind erfreut über den Entscheid der Eigentümer, die wertvollen Handschriften in ihre Obhut zu geben. Als Leihgabe gehören sie zum Bestand des Historischen Museums Basel, wobei sie in der Universitätsbibliothek aufbewahrt werden.

    pd

    www.hmb.ch

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