Die Vision ist das Ziel

    Eine Basler Erfolgsgeschichte – so etabliert man mit Storytelling einen Event

    Das ist einzigartig in der Schweiz: Michal Lewkowicz hat mit ihrem Festival in den letzten Jahren den Basler Kulturkalender mitgeprägt und baut zudem noch kulturelle Brücken. Diesmal ist das Motto besonders spannend… .

    (Bilder: Zlatko Mićić) Das Erfolgsrezept ist auch eine Zauberformel: Ein tolles Motto, eine spannende Geschichte, viel Storytelling und die qualitativ hochstehende Musik dazu.

    Das 2015 von Michal Lewkowicz gegründete Mizmorim Kammermusik Festival – seinen Namen verdankt es übrigens den biblischen Psalmen, hebräisch Mizmorim – ist eine mehrtägige Veranstaltung für klassische Kammermusik und einem Jazz-Event als Schlussbouquet zur Feier der vielfältigen Begegnungen von jüdischer Musik und westlicher Kunstmusik. Jedes Jahr kommen jeweils im Januar renommierte Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz und der ganzen Welt in Basel zusammen, um zu einem bestimmten Themenschwerpunkt Werke verschiedener Epochen zu präsentieren. Die Programme werden in unterschiedlichen Konzerträumen der Stadt aufgeführt. Seit Jahren bildet jeweils ein Jazz-Konzert den krönenden Abschluss.

    Spannende «Customer Journey» als Erfolgsrezept
    Das Festival hat sich etabliert und ist überaus erfolgreich. Dieser Erfolg auch darauf begründet, dass man jedes Jahr ein spannendes Motto findet und die Festivalbesucher/innen jeweils immer – dank sehr geschickter Kuratierung und Vorrecherche – auf musikalische Art auf eine historische Reise geschickt werden. Das Erfolgsrezept ist gewissermassen auch eine Zauberformel: Ein tolles Motto, eine spannende Geschichte, viel Storytelling und die qualitativ hochstehende Musik dazu. Das sind die Bestandteile, die das Mizmorim Festival so erfolgreich machen. So geht perfektes «Customer Journey». Michal Lewkowicz: «Wir werden jeweils schon ein Jahr vorher gefragt, welches denn das nächste Thema sein wird. Weil eben die Musik in Verbindung mit dem inhaltlichen und dem starken Motto der Konzertreihe noch stärker wirkt.» Das Team um Michal Lewkowicz ist sich dafür nicht zu schade, monatelang zu recherchieren und zu kuratieren. «Es lohnt sich aber jedes mal. Denn so haben wir eine starke Kundenbindung und auch Jahr für Jahr wieder neue Fans.»

    Seit 2015 ist das von Michal Lewkowicz gegründete Mizmorim Kammermusik Festival ein fester Bestandteil im Basler Kulturkalender und überaus erfolgreich. Auch und vorallem wegen der Idee dahinter.

    «Projekt Blau-Weiss» – Ein starkes Motto
    Passend zum Jubiläum des vor 125 Jahren in Basel abgehaltenen ersten Zionistenkongresses, der gewissermassen die «Geburtsstunde Israëls» bedeutete, ist auch das Motto «Projekt Blau-Weiss» des Mizmorim Festivals 2023. Der Initiant des ersten Zionistenkongresses Theodor Herzl erhielt so eine grosse geschichtliche Bedeutung. Herzl war aber nicht nur ein Politiker und Visionär, er liebte auch die Musik. Und so werden musikalische Werke aus seiner Zeit das Festival prägen. Auch jene Werke, die den Musikliebhaber selbst begeisterten. Da sind einige dabei, die so manche überraschen werden. «Wir wollten Werke von 1860 bis 1948 berücksichtigen und diese in Beziehung bringen mit seiner Vision», sagt Michal Lewkowicz. Besonders spannend ist auch die Tatsache, dass Theodor Herzl ein grosser Wagner-Fan war – obwohl dieser sich teils offen antisemitisch gab. Das Plakat zum Mizmorim-Motto 2023 ist ebenfalls spannend, zeigt es doch einen blauen Himmel mit weissen Wolken, was symbolisch steht für die Vision, den Blick nach oben, für die Hoffnung und auch für die Farben Israels. Vielleicht hatte Theodor Herzl auch genau diesen Blick gen Basler Himmel, als er auf den Balkon im Trois Rois schritt und als das berühmteste Bild von ihm entstand. In zwölf Konzerten und Podiumsgesprächen werden wichtige, darunter auch vergessene Werke jüdischer und nichtjüdischer KomponistInnen im Spannungsfeld zwischen Utopie und Realität des Zionismus präsentiert.

    (Bild: © Chen Halevi) Das Plakat zum Motto: Der blaue Himmel und die weissen Wolken sind voller Symbolik und stehen für das Wort «Vision».

    Musik geniessen und Geschichten erzählen
    Das Erstaunliche an diesem Festival ist nicht nur die Programmzusammenstellung: Dank des einzigartigen Konzepts nimmt es einen besonderen Platz im Schweizer Kulturkalender ein. Bislang waren alle Konzerte meist ausverkauft. Das Besondere an Michal Lewkowicz und am Festival beschränkt sich jedoch nicht nur auf den künstlerischen Aspekt; es geht um Tiefgründigeres, um das Bauen von Brücken zwischen den Kulturen: «Natürlich hatte ich als Musikerin und künstlerische Leiterin den grossen Traum, in meiner Wahlheimat Basel mit seiner wichtigen historischen Position in der jüdischen Welt ein Musik- und Kulturfestival zu etablieren und einem Bedürfnis eines Teils des Zielpublikums zu entsprechen. Aber es ging mir immer um mehr: Mein Ziel ist es, durch die Musik und die breiten kulturellen Aspekte eine Verbindung aufzubauen. Zusammen mit dem künstlerischen Team wähle ich jedes Jahr ein anderes Thema für das Festival, lade die beste Musikerinnen und Künstler ein und erstelle dadurch ein Programm, der sich an alle Kultur- und Musikfans richtet. Basel mit seinem Flair für Kultur und Weltoffenheit ist ein idealer Ort für solche Projekte.»

    Aktive Förderung von Talenten
    Michal Lewkowicz stammt aus Israel und betont, dass sie keinerlei politische oder gesellschaftskritische Botschaften zulässt, wenn es um das Festival geht: «Das hat bei uns keinen Platz. Durch die Musik und die Kultur versuchen wir, Menschen und verschiedene Kulturen einander näher zu bringen. Auch die aktive Förderung junger Musikerinnen und Musiker ist Michal Lewkowicz ein grosses Anliegen. Deshalb besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Musik-Akademie Basel sowie weiteren Hochschulen in der Schweiz und Deutschland. Studierenden wie auch Absolventinnen und Absolventen dieser Hochschulen erhalten im Rahmen des Nachwuchsprogramms Mizmorim «Zukunft» die einmalige Gelegenheit, an der Seite arrivierter Künstlerinnen und Künstler aufzutreten, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und sich international zu vernetzen. Neu sind auch die Angebote Mizmorim Cinema und Mizmorim at Hotel Basel.

    JoW

    Mehr dazu auf:
    mizmorim.com


    Wer sich übrigens für die Geschichte und das Land Israel interessiert, kann tiefere Einblicke und Spannendes erfahren über eine Mitgliedschaft in der Gesellschaft Schweiz-Israel.
    Mehr Infos gibt es auf www.schweiz-israel.ch/basel und www.schweiz-israel.ch/mitglied-werden.html


    Fulminanter Schlussakt mit Jazz

    Ein Jazz-Konzert bildet traditionsgemäss den Schlussakt des Festivals. 2022 war das «Vein Trio» der jazzige Schlussakt des Festivals. Diesmal wird am 21. Januar 2023 um 17 Uhr im Tabourettli das israelische Duo Chaco-04 mit Matan Chapnizky und Adam Cohen, die gemeinsam mit dem israelischen Kontrabassist Haggai Cohen-Milo auftreten. Sie werden sich im Spannungsfeld zwischen Traditionen und Moderne, zwischen Improvisation und Komposition bewegen und sogar auch zwischen elektronischer und akustischer Musik bewegen. Alles unter Berücksichtigung der Aspekte, welche die Musikepoche von 1860 bis zur Gründung des Staates Israël 1948 prägten. Ein sehr ambitioniertes Vorgehen. Medienpartner des Jazzkonzert ist die JAZZTIME AG: www.jazztime.swiss

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