Jetzt erst recht…

    … Vorurteilen und Stigmatisierung entgegen wirken

    Seit 1957 engagieren sich Schweizerinnen und Schweizer in der Gesellschaft Schweiz-Israel (GSI) für gute bilaterale Beziehungen, für Dialog, Respekt, Verständnis und Freundschaft zwischen beiden Ländern. Jetzt mehr denn je nach den schwierigen Wochen im politischen und gesellschaftlichen Sinne ist diese Arbeit gefragt. In unruhigen Zeiten wie diesen will man zudem mit Menschen ins Gespräch kommen. Und dabei auch die Vielfalt und die Besonderheiten Israels den Interessierten näher bringen.

    (Bild: PEXELS) Hat weit mehr zu bieten als nur Konflikte: Israel wird oft einseitig oder nur als eine Region geprägt von politischen Spannungen wahrgenommen.

    Woran denken viele, wenn Israel erwähnt wird? An politische oder religiöse Spannungen, an die aktuellen News oder ans Spannungsfeld Jerusalem? Aber jene, die sich genauer mit Israel und der Gesellschaft vor Ort beschäftigen, werden das Land und die Start-up-Metropole Tel Aviv sofort mit den Begriffen Innovation, Technologie und Unternehmertum in Verbindung bringen. Israel ist, gemessen an der Bevölkerungszahl, im innovativen Sinne das dynamischste und erfolgreichste Land der Welt. Das ist sogar statistisch bewiesen. Innovation und innovative Menschen – das ist gewissermassen die Lebensversicherung für das Land.

    Keine Polemik, sondern sagen, was wirklich ist…
    Nun sind aber diese Aspekte leider den meisten nicht ganz so präsent. Die Mehrzahl der Gespräche und Themen zu Israel sind stark politisiert und emotionalisiert. Negatives wird hervor gehoben. Und so ist Israel zu Unrecht bei vielen fast ausschliesslich wegen der politischen Auseinandersetzungen auf dem persönlichen Radar. Dabei ist es ein Land geprägt, von einer besonderen Dynamik und besticht durch Mut zur Aktion und Umsetzungskompetenz. Israel steht aber auch für innovative Ideen und für Gegensätze. Dies sind breit anerkannte Wahrheiten und die GSI sowie auch ihre Sektion in Basel setzen sich dafür ein, dass Israel nicht einseitig oder gar falsch wahrgenommen wird. Wir sprachen mit dem Präsidenten der Basler Sektion der Gesellschaft Schweiz-Israel, Patrick Hafner.

    Patrick Hafner, es ist heutzutage schwierig geworden, ohne Anfeindungen für etwas einzustehen. Das wurde in den letzten Wochen deutlich beim Ausbruch des neuesten Nahostkonflikts. Wie kann die GSI Basel in politisch unruhigen Zeiten wie die aktuelle eine differenzierte Wahrnehmung des Staates Israel erzeugen?
    P. Hafner: Leider können wir gar nichts erzeugen. Aber wir können uns dafür einsetzen, dass möglichst viele Menschen, die ein einseitiges Bild von Israel haben, auch von anderen Seiten dieses Landes erfahren.

    Welche Themen stehen bei Ihrer Arbeit dabei im Vordergrund?
    Wir möchten zeigen, dass Israel in erster Linie ein «ganz normales» Land ist – mit erstaunlich vielen Ähnlichkeiten zur Schweiz! Gerne weisen wir natürlich auch auf die unzähligen positiven Seiten von Israel hin, angefangen bei landschaftlicher Schönheit und attraktivem Tourismus, über kulturelle Vielfalt bis zu ausserordentlichen Erfolgen im Start-Up-Bereich, bei Forschung und Innovation und Vielem mehr.

    Wie wird der Diskurs, der Austausch gepflegt?
    Wir bieten immer wieder Anlässe an, die auch zum Diskurs einladen – wenn «Corona» das zulässt. Zudem pflegen wir einen regen Austausch mit anderen Organisationen mit ähnlichen Zielen.

    Wie kann man sich die Hintergrundarbeit einer GSI beziehungsweise der Basler Sektion vorstellen?
    Als Sektion sind wir zu klein für wirkliche Hintergrundarbeit. Wir sind vor allem dazu da, für unsere Mitglieder interessante Anlässe anzubieten. Aber unsere Dachorganisation, die GSI Schweiz, ist sehr vielfältig involviert: So wird sehr genau geschaut, wie in den Medien berichtet wird. Und es erfolgt auch immer wieder eine Intervention, wenn Israel einseitig dargestellt wird. Zudem pflegt die GSI Schweiz intensiv Kontakte in Politik, Medien und Organisationen.

    Welche persönlichen Wunsch hätten Sie Bezug nehmend auf Israel und dessen Wahrnehmung bei den Menschen der Region?
    Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele Menschen Gelegenheit haben, Israel vor Ort zu erleben – das ist bei Weitem der überzeugendste Weg, kritische Menschen dazu zu bringen, Israel zu anerkennen oder gar Freunde von Israel zu werden.

    Eine persönliche Frage: Was gefällt Ihnen ganz speziell an Israel?
    Israel ist die einzige und zudem glaubwürdige Demokratie im Nahen Osten.

    DaC


    Keine Angst, die Meinung zu sagen

    Es kam einer Mutprobe gleich, in den letzten Wochen auch nur im Ansatz einen differenzierten Diskurs zum Nahostkonflikt zu führen. Auch in der Schweiz und in Basel. Zu heftig – speziell in den Sozialen Medien und an «Protestmärschen» – wurden abweichende Meinungen zum Konflikt nieder geschrien oder Leute in der ganzen Welt verbal und körperlich bedroht. Judith Langloh Israel, Mitglied der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt, konnte diese Feststellung nicht ertragen und organisierte Mitte Mai 2021 eine Mahnwache als eine spontane Aktion, weil Israel ihr am Herzen liege und «ich die ungerechte und antisemitische Haltung und Beurteilung – Verurteilung wäre wohl das bessere Wort – vieler Europäer und in Teilen der Medien absolut nicht akzeptieren kann». Judith Langloh weiter: «Ich war selbst in Israel im 2014, als der Gazakrieg ausbrach und entsetzt über die antisemitischen Parolen in Europa und Amerika. Vor allem möchte ich auch anderen Mut machen, dagegen aufzustehen und unseren jüdischen Freunden und Mitbürgern Solidarität und Freundschaft zu zeigen. Wer zu gewissen Tendenzen schweigt, macht sich mitschuldig!…. Wir hatten das alles ja schon, nicht wahr?»


    Spannende Einblicke

    Wer möchte Israel aus neuen Blickwinkeln sehen und die Bevölkerung verstehen und kennenlernen? Israel hat viel mehr zu bieten als das, was man mehrheitlich in den Medien mitbekommt. Wer die vielen Facetten dieses spannenden und innovativen Landes kennenlernen will – hier ist die Anlaufstelle: www.schweiz-israel.ch/mitglied-werden.html

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