Wenn das verfügbare Einkommen um 18 Prozent sinkt…

    Höchste Belastung durch Kranken­kassenprämien: Baselbieter würden gerne auf diesen «Spitzenplatz» verzichten

    Satte 18 Prozent gehen vom Einkommen ab! Das ist happig. Wenn man im Kanton Baselland lebt kommt man bezüglich Krankenkassenprämien ganz schön zur Kasse. Das ist Platz Eins in der Schweiz.

    (Bild: PEXELS) Jeder Franken zählt: Für viele Familien und Geringverdienende ist die Belastung von 18 Prozent auf das Nettoeinkommen gleichbedeutend mit viel Verzicht.

    Ausgerechnet der Kanton Baselland! Gemäss der neusten Studie wird nur im Kanton Jura eine gleich hohe Prämienbelastung im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen erreicht. Dies, nach Abzug der individuellen Prämienverbilligung. Dabei sollten Haushalte nicht mehr als acht Prozent ihres Einkommens für Prämien ausgeben, so einst die Vorgabe des Bundes. Diese ist jedoch mittlerweile utopisch, denn nur der Kanton Zug (sieben Prozent) erreicht diesen Wert, während einige andere wie Graubünden (9), Obwalden (10), Schwyz und Nidwalden (11) sowie der Glarus (12) und das Tessin sich annähernd an die eigentlich anvisierte Marke orientieren. Basel-Stadt liegt deutlich darüber (16 Prozent). Der Schweizer Schnitt liegt bei 14 Prozent. Somit ist der Kanton Basel-Landschaft satte 4 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt und sogar zehn Prozent über dem eigentlichen, vom Bund empfohlenen Plafond.

    Prämienverbilligung für Haushalte in «bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen»
    Eigentlich wurde ja von allen Seiten mit Wohlwollen begrüsst, dass die Krankenkassenprämien im Vergleich zu den letzten Jahren mit durchschnittlich 1,2 Prozent nicht so stark aufschlagen werden. Dennoch zeigt eine Studie des Bundesamtes für Gesundheit BAG, dass bei «Geringverdienenden» in den letzten Jahren und auch künftig mit dieser leichten Prämienerhöhung die Belastung im Haushaltsbudget besonders hoch ist. Die Krankenkassenprämie ist also nach wie vor aus finanzieller Sicht eine der grossen Sorgen vieler Haushalte, die konsequent auf Sparkurs fahren müssen. Immerhin hat Anspruch auf eine Prämienverbilligung, wer in so genannten «bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen» lebt. Das ist jedoch – auch wenn’s etwas hilft – für viele nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

    Wichtige Statistik: Wer hat das beste verfügbare Nettoeinkommen?
    Das Thema verfügbares Nettoeinkommen spielt hierbei eine zentrale Rolle. Was ist heisst das aber im Detail? Mit dem verfügbaren Nettoeinkommen ist das einer Person verfügbare Einkommen inklusive staatlicher Leistungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld oder Renten nach Abzug der Steuern gemeint. Mit diesem Nettoeinkommen misst man jeweils auch die Kaufkraft pro Einwohner. Die Unterschiede sind je nach Wohnort gross: In manchen Kantonen erreichen die Einwohner/innen im Schnitt kaum 40’000 Franken Nettoeinkommen (zum Beispiel in der Romandie, in St. Gallen oder im Kanton Uri), in anderen wiederum bis zu 65’000 oder gar 70’000 (zum Beispiel in den Steueroasen der Innerschweiz und in Kantonen mit hoher Anzahl Topverdienern in Berufsfeldern mit hohen Gehältern).

    (Bild: PEXELS) Zieht man 18 Prozent Anteil Krankenkassenprämien auf das verfügbare Einkommen ab, kann es schon mal knapp werden mit dem persönlichen Budget.

    Die Kantone Baselland und Basel-Stadt bewegen sich hierbei im nationalen Kaufkraft-Ranking der Kantone im oberen Mittelfeld bei knapp 50’000 Franken Nettoeinkommen pro Jahr und pro Person. Das sind knapp 3’000 Franken mehr als im nationalen Durchschnitt und immerhin 11’000 mehr als beispielsweise die Jurassier. Interessant zu wissen wäre jedoch: Kann sich ein/e Einwohner/in in Basel-Landschaft mit knapp 50’000 Nettoeinkommen wirklich mehr leisten als jemand aus dem Jura mit knapp 38’700? Nur schon der Blick auf den Wohnungsmarkt und andere Preisunterschiede bei den Lebenshaltungskosten relativiert diesen scheinbaren Vorteil jedoch erheblich.

    Eine andere interessante Studie – jene über das frei verfügbare Einkommen, das einem Haushalt nach Abzug sämtlicher wohnortsgebundenen Kosten übrig bleibt – relativiert ebenfalls die vorliegende Kaufkraft-Statistik 2018. Für rund 2’300 Gemeinden und Quartiere in Schweizer Grossstädten wurde dieses «frei verfügbare Einkommen» 2017 berechnet. Genf und Basel-Stadt sind dabei mit Abstand am unattraktivsten, aber auch Zürich, Neuenburg, Basel-Land und Waadt werden negativ bewertet. Ergo: Wer in der Region lebt, dem bleibt bei gleichem Einkommen am Ende des Monats weniger Geld für den freien Konsum übrig als in Kantonen wie beispielsweise Uri oder in ländlicheren Gebieten. Trotz höherem Nettoeinkommen! Dies gilt speziell für Familien. Und wie kommt man zu diesem Schluss? Die finanzielle Wohnattraktivität einer Gemeinde kann mittels eben diesem frei verfügbaren Einkommen dargestellt werden. Es bezeichnet den Betrag, der einem Haushalt unter Berücksichtigung aller Einkommenskomponenten und nach Abzug sämtlicher Zwangsabgaben und Fixkosten für den privaten Konsum zur Verfügung steht.

    JoW

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