Zwei neue Installationen im Museum Tinguely

    Das Museum Tinguely freut sich ausserordentlich, dem Museumspublikum zwei wichtige Neuankäufe präsentieren zu können. Mit den Werken Jean Tinguelys La Tour (Berner Zytglogge) und La Jalousie I, beide aus dem Jahre 1960, werden wesentliche Lücken in der Sammlung des Museums geschlossen. Die Arbeiten sind neu in der Sammlungspräsentation des Museums integriert.

    (Bild: Bilder: © 2019 ProLitteris Zürich; Museum Tinguely, Basel; Foto: Daniel Spehr) Jean Tinguely, La Jalousie I, 1960, Installationsansicht im Museum Tinguely, Basel

    Das Museum Tinguely umfasst mit circa 120 kinetischen Skulpturen und 1500 Werken auf Papier die weltweit umfassendste Sammlung an Werken des Schweizer Künstlers Jean Tinguely (1925- 1991). Diese Sammlung konnte mit zwei kapitalen Neuankäufen von Skulpturen bereichert wer-den. La Tour (Berner Zytglogge) und La Jalousie I, beide stammen aus dem Jahr 1960, sind herausragende Arbeiten im Schaffen Tinguelys. Die Werke sind zentralen Werkphasen zuzuordnen.

    Beide Werke entstanden für eine Ausstellung in der Kunsthalle Bern. Es handelte sich um Tinguelys erste grosse Schau in der Schweiz. Tinguely, der bis dahin vor allem in Paris und in New York mit seinen Werken zu sehen war, stellte dort zusammen mit Bernhard Luginbühl und Norbert Kricke aus. Mit der turmartigen Konstruktion La Tour (Berner Zytglogge) bezog er sich auf das bekannte, mittelalterliche Wahrzeichen der Stadt Bern, die Zytglogge (Zeitglockenturm), das mit seiner astronomischen Uhr, dem Figurenspiel und seiner Mechanik die Menschen ebenso in Bann zieht wie die kinetischen Skulpturen Tinguelys. Anders als bei der präzisen Uhrenmechanik handelt es sich bei La Tour um eine windschiefe und wacklige Konstruktion, die, wenn sie in Bewegung gesetzt wird, quietscht und klackert. Ab 1960 hatte Tinguely damit begonnen, Maschinenskulpturen aus ausrangierten Alltagsmaterialien zu fertigen. Die Objekte für seine Assemblagen aus Zivilisationsmüll stammten häufig vom Schrottplatz. «Ich liebe die Wiedergeburt gefundener Objekte, sie erneut zu erfinden, indem ich ihnen in einer neuen Dimension eine neue Existenzform gebe.», erläuterte er seinen Ansatz. Einen wichtigen Einfluss auf die Verwendung von Schrott als Material für seine kinetischen Skulpturen hatte auch die Begegnung mit den Künstlern Robert Rauschenberg, Jasper Johns und Richard Stankiewicz Anfang des Jahres 1960 in New York.

    Jean Tinguely, La Tour (Berner Zytglogge), 1960

    Der tanzende Vorhang La Jalousie I besteht aus auf Fäden auf-gereihten Bambusstücken mit schwarzer Bemalung. Ein Motor bewegt den Vorhang hin und her, sodass dieser je nach Geschwindigkeit fröhlich hin und her swingt oder gar ekstatisch zu tanzen scheint. Die Arbeit zeichnet sich vor allem durch die besondere Bewegung aus. Sie ist äusserst rhythmisch. La Jalousie  I stellt unter den Werken dieser Zeit eine Ausnahme dar, denn ob-wohl Tinguely Anfang der 1960er Jahre auf eine Bemalung der Teile seiner Skulpturen verzichtete, entschied er sich, dieses Werk Schwarz zu fassen und erhöhte so den Kontrast zwischen dem Vor-hang und der weissen Wand. Die Bewegung rückt dadurch stärker in den Mittelpunkt. La Jalousie I weist damit schon voraus auf die sogenannten Schwarzen Skulpturen, die Tinguely vermehrt ab 1963 schuf und mit denen er sich durch die schwarze Bemalung bewusst von seinen Assemblagen aus Schrott und dem Nouveau Realisme abgrenzte.

    Beide Arbeiten können aufgrund ihres konservatorischen Zustandes im täglichen Museumsbetrieb nicht aktiviert werden. Daher wurde für die aktuelle Präsentation in der Sammlung des Museum Tinguely für jedes Werk eine spezifische Multimediainstallation entwickelt, die den Besucherinnen und Besuchern Bewegung und Klang der Skulpturen vermitteln.

    pd

    Allgemeine Informationen:
    Öffnungszeiten:
    Di – So: täglich 11 – 18 Uhr

    Sonderöffnungszeiten:
    Di, 24. Dezember 2019, 11 – 15 Uhr  I Mi, 25. Dezember 2019, geschlossen I Do, 26. Dezember 2019, 11 – 18 Uhr I Di, 31. Dezember 2019, 11 – 16 Uhr I Mi, 1. Januar 2020, 11-18 Uhr

    Aktuelle Sonderausstellungen:
    Tadeusz Kantor: Ou sont les neiges d’antan, bis 5. Januar 2020
    Len Lye – motion composer, bis 26. Januar 2020
    Museum Tinguely I Paul Sacher- Anlage 1 1 4002 Basel

    www.tinguely.ch

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